Portfolioprüfungen in der Hochschullehre
Was ist eine Portfolio-Prüfung?
Die Portfolioprüfung ist eine Form der schriftlichen Modulprüfung. Ein Portfolio wird während der Dauer des Moduls (in der Regel ist dies ein Semester) von den Studierenden erarbeitet. Es besteht aus mehreren thematisch und methodisch unterschiedlichen Bausteinen sowie einer abschließenden Prozessreflexion und wird, wenn alle Bausteine vorliegen, als Gesamtdokument bewertet. Dieses Format stärkt Reflexionsvermögen, Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Studierenden und ermöglicht eine differenzierte Abbildung individueller Lernprozesse. Es eignet sich insbesondere für kompetenzorientierte Lehrformate mit komplexen Aufgabenstellungen und hoher Eigenaktivität.
Ein Praxisleitfaden für Lehrende
Lehrpraktische Umsetzung: Was ist zu beachten?
Das Portfolio orientiert sich am Workload eines Moduls und enthält klar definierte und für die Studierenden transparente Bestandteile:
3–6 inhaltlich-methodisch strukturierte Bausteine bilden den Kern der Prüfungsleistung.
Eine verbindliche Umfangsbegrenzung auf 20 bis 25 Seiten schafft Orientierung und schützt vor Überforderung.
Teilabgaben im Verlauf des Moduls machen den Lernprozess sichtbar und bieten Möglichkeiten zur Begleitung.
Bewertung: Worauf kommt es an?
Das Portfolio wird in seiner Gesamtheit auf der Basis transparenter Kriterien bewertet – Einzelbeiträge werden nicht separat benotet.
Die abschließende Reflexion dokumentiert den individuellen Kompetenzzuwachs des Lernprozesses und ist zentraler, verbindlicher Bestandteil.
Bewertet werden:
fachliche Qualität,
methodische Vielfalt,
Kohärenz der Darstellung,
Reflexionstiefe,
Eigenständigkeit.
Alle Anforderungen und Bewertungskriterien werden zu Beginn des Moduls transparent kommuniziert.
Da im Portfolio ein Lernprozess abgebildet wird, können Bausteine, die zu einem frühen Zeitpunkt bearbeitet (und eingereicht) wurden, ein niedrigeres Kompetenzlevel haben als Bausteine zu einem späteren Zeitpunkt und natürlich die Prozessreflexion. Dies sollte in der Aufgabenstellung und Bewertung Berücksichtigung finden.
Technische Umsetzung in WISEflow
Portfolioprüfungen können über das Modul Flowseries in WISEflow abgebildet werden. Damit lassen sich die Bausteine (z. B. Essay, Projektdokumentation, Reflexion) flexibel in einem Prüfungsrahmen kombinieren. Lehrende können festlegen, ob diese Bausteine parallel oder nacheinander bearbeitet werden. Die Bewertung erfolgt über die Gesamtleistung.
Weitere Informationen zum Flowseries-Modul bietet der WISEflow-Serviceartikel.
Rechtliche Grundlage
In allen Modulen, die als zugelassene Modulprüfung eine schriftliche Arbeit vorsehen, kann das Portfolio gewählt werden.
Hinweis:
Die rechtlichen Grundlagen zur Portfolio-Prüfung werden zum 1. Oktober 2025 wirksam. Die entsprechenden Änderungssatzungen treten zum Wintersemester 2025/26 in Kraft und werden ab diesem Zeitpunkt auf dieser Seite veröffentlicht.Rahmenprüfungsordnungen der Universität Erfurt
Do's – Was Sie bei Portfolioprüfungen tun sollten:
Zu Beginn klare Anforderungen, Kriterien und Termine kommunizieren: Bausteine des Portfolios und Bewertungskriterien müssen zu Semesterbeginn transparent gemacht werden.
Prozessreflexion einfordern: Eine schriftliche Reflexion des Lernprozesses ist obligatorisch.
Vielfalt der Aufgabenformate nutzen: Kombination aus Essay, Fallanalyse, Unterrichtsentwurf, Forschungselementen etc.
Studierende kontinuierlich begleiten: z. B. durch Feedbackphasen, Austauschforen oder individuelle Sprechstunden.
Kompetenzorientierung betonen: Die Aufgaben sollten auf Ziele des Moduls abgestimmt sein.
Gestaltungsspielraum geben: Individuelle Schwerpunktsetzungen sind möglich.
Don'ts – Was Sie vermeiden sollten:
Teilnoten oder additive Bewertung: Portfolios werden ganzheitlich bewertet, nicht als Summe einzelner Teilleistungen.
Unstrukturierte Aufgabenstellungen: Fehlende Klarheit zum Inhalt der Bausteine führt zu Unsicherheit.
Reflexion vernachlässigen: Ohne die Prozessreflexion fehlt ein zentrales Element der Lernbegleitung.
Zu viele oder zu komplexe Aufgaben: Realistischer Workload mit transparentem Umfang (20–25 Seiten).
Fehlende Rückmeldung während des Semesters: Studierende benötigen Orientierung und Rückkopplung.
Wann ist das Format zielführend? – Entscheidungskriterien für Lehrende:
Portfolioprüfungen sind besonders geeignet, wenn...
… das Modul kompetenzorientiert ausgerichtet ist.
… individuelle Lernwege und eine Reflexion des Lernprozesses im Mittelpunkt stehen.
… komplexere oder ggf. interdisziplinäre Inhalte bearbeitet werden.
… unterschiedliche Methoden, theoretisches Wissen, Praxisbezug und Metareflexion miteinander verbunden werden sollen.
… Studierende mehr Gestaltungsspielraum haben sollen.
Weniger geeignet sind sie, wenn...
…eine standardisierte Leistungserhebung notwendig ist oder große Studierendengruppen zu betreuen sind.
… Studierende stark auf strukturiertes Vorgehen angewiesen sind.
Unterstützung für die Lehrenden
Die Hochschuldidaktik der Universität Erfurt unterstützt mit Workshopangeboten zur Qualitätssicherung und Vergleichbarkeit. Kontakt: marcus.berger@uni-erfurt.de
Weiterführende Informationen
- Hilfebereich WISEflow FLOWseries Portfolio
- Kontaktstelle e-teach für Beratung und technische Unterstützung

