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„Ein bemerkenswertes Labor des Katholizismus“

"Salve. Revue pro teologii a duchovní život – Salve. Revue für Theologie und spirituelles Leben" lautet der Titel einer Zeitschrift, die katholische Theologen aus Prag herausgeben. Sie wendet sich aktuellen Fragen von Kirche und Gesellschaft zu.

Das Thema des gerade erschienen Heftes 1/2019 ist die Situation der katholischen Kirche in Ostdeutschland. Der Heftverantwortliche Norbert Schmidt betrachtet darin den Osten Deutschlands als „ein bemerkenswertes Labor des Katholizismus“. Und da es seit vielen Jahren einen regen theologischen Austausch zwischen Prag und Erfurt gibt, sind auch Angehörige der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Erfurt um Beiträge zum aktuellen Heft gebeten worden.

Eberhard Tiefensee erläutert beispielsweise, was sich hinter dem Begriff des „Homo areligiosus“ verbirgt. Die in der Theologie verbreitete Vorstellung, jeder Mensch sei an und für sich religiös, wird hier klar verabschiedet. Julia Knop entwickelt die These, dass gerade eine Kirche, die gesellschaftliche Minorität ist, kreativ diakonisch leben und dies geradezu als eigene Grundhaltung begreifen müsse. Zudem müsse eine diakonische Kirche unter den Bedingungen der Diaspora alle Getauften zu verantwortlicher Teilnahme einladen und klerikal ausgrenzende Reflexe überwinden. Benedikt Kranemann untersucht die Rolle religiöser Trauerfeiern in pluraler Gesellschaft. Ritendiakonie ist demnach eine Aufgabe der Kirchen in der Gegenwart, setzt aber heute voraus, dass die Kirchen dabei mit anderen Religionsgemeinschaften und auch Konfessionslosen kooperieren. Eva Vybíralová, die für ihre Promotion in Erfurt an der Professur für Kirchenrecht begleitet wurde, geht den geheimen Priesterweihen von Tschechen in der Zeit der DDR nach. Denn manche Weihen konnten in der damaligen CSSR nicht stattfinden und wurden unter größter Geheimhaltung u.a. in Erfurt durchgeführt. Nils Hoffmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, hat zentrale Daten der katholischen Kirchengeschichte in der DDR zusammengestellt. Neben anderen Beiträgen, darunter Interviews mit dem Erfurter Altbischof Joachim Wanke und dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige, geben zahlreiche Abbildungen einen Eindruck vom kirchlichen Leben in der DDR. Alle Texte sind in tschechischer Sprache abgedruckt. In Prag wie in Erfurt versteht man dieses Heft als weiteren Baustein für die wissenschaftliche Kooperation, die hier wie dort in einer Situation der Diaspora kreativ arbeitet.

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Salve, Husova 234/8, Praha 1 110 00
E-Mail: salve.op@seznam.cz