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Internationale Graduiertenschule geht in die zweite Förderphase

Anfang April 2022 beginnt die zweite Förderphase des mit insgesamt rund 4,1 Millionen Euro unterstützten Internationalen Graduiertenkollegs “Resonante Weltbeziehungen in sozio-religiösen Praktiken in Antike und Gegenwart” (IGS), eine Kooperation zwischen der Universität Erfurt und der Karl-Franzens-Universität Graz.

Das Projekt blickt bereits auf eine erfolgreich erste Phase seit 2017 zurück, in der eine Reihe von Dissertationen fertiggestellt wurden. Diese haben sich die Zusammenarbeit von altertums- und bibelwissenschaftlichen Disziplinen einerseits und Moderne-bezogenen Disziplinen, insbesondere der Soziologie, andererseits, nutzbar gemacht. Es geht dabei darum, wie Menschen in der Antike oder in der heutigen Zeit mit Hilfe von Ritualen eine resonante Beziehung zur Welt gestalten. Weltbeziehungen beziehen sich dabei sowohl auf die soziale, die materielle wie auch die transzendente Welt. Im Zentrum steht somit die Frage, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Folgen solche Weltbeziehungen als resonant erfahren werden.

Die Projekte, die im Rahmen der IGS erarbeitet werden, sind breit gefächert, sowohl thematisch als auch chronologisch. Sie umfassen zum Beispiel Projekte zu Praktiken deutscher Erinnerungskultur und ihrer Wirkung auf die Auseinandersetzung mit dem Holocaust unter Migrant*innen, zu Ritualen und Resonanzen der Clubbing-Szene am Beispiel Berlins, oder zu "Event Religion" als Alternative zu Formen moderner Religiosität. Auf Seiten der Altertumswissenschaften werden beispielsweise Resonanzbeziehungen untersucht - im Rahmen von Arbeiten zu Personifikationen abstrakter Eigenschaften in der griechischen Komödie und ihrem Niederschlag in der antiken Vasenmalerei, zu Atheismus als Form religiöser Resonanz in der Antike oder zum Hohelied als Beitrag zur Radikalisierung der Beziehungsidee.

Dabei wurden die bislang abgeschlossenen Promotionen überdurchschnittlich erfolgreich verteidigt, was für die hohe Qualität des strukturierten Promotionsprogramms spricht. Letzteres setzt sich aus Kolloquien, Seminaren, Lesezirkeln, von den Promovierenden selbst organisierten Workshops und zwei jährlichen Plenartagungen zusammen. Insbesondere die wöchentlichen Kolloquien, in denen jede*r Promovierende einmal im Semester den aktuellen Stand des Promotionsprojekts vorstellt und intensiv diskutiert, ermöglichen eine breite interdisziplinäre Betrachtung individueller Forschungsfragen und eine beständige Weiterentwicklung der eigenen Forschung mit dem Ziel eines zügigen Abschlusses.

In der IGS sind aktuell 15 Promovierende an beiden Standorten beschäftigt. Hinzu kommen sechs assoziierte Doktorand*innen sowie zwei Post-docs, die punktuell am Projekt teilnehmen. Das Projekt zeichnet sich durch ein gemeinsames Programm einerseits und den intensiven Austausch zwischen den Standorten andererseits aus, zu dem auch der Wechsel der Promovierenden an die Partnereinrichtung im zweiten Jahr gehört. Durch jährlich neue Kohorten wurde über die Jahre eine Verstetigung des bereits Erarbeiteten erreicht, während gleichzeitig durch die neu beginnenden Kolleginnen und Kollegen neue Impulse gesetzt werden.

In der zweiten Förderphase ändert sich nun die Zusammensetzung der Personen an beiden Standorten. Einen schweren Verlust hat die IGS durch den Tod der Kunsthistorikerin Dr. Dr. Jutta Vinzent (Erfurt/Birmingham) erlitten, die bereits für die zweite Förderphase gewonnen worden war. Neue Mitglieder begrüßt die IGS nun mit Laerke Recht und Franz Winter, die die Archäologie und die Religionswissenschaft in Graz verstärken, sowie Andreas Pettenkofer und Verena Weidner, die die Soziologie und die Musikpädagogik in Erfurt vertreten. Mit Verena Weidner aus der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt wird ein Desiderat adressiert, das sich im Lauf der ersten Förderphase zeigte und das die Rolle der Musik im Zusammenhang von Ritual und Resonanz hinterfragt. Verena Weidner:

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen und darauf, Resonanz in der Musik und in Bildungsprozessen auch in der IGS zum Thema zu machen.“

Die Internationalen Graduiertenschule “Resonante Weltbeziehungen in sozio-religiösen Praktiken in Antike und Gegenwart” wird auf deutscher Seite von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), auf österreichischer Seite vom Wissenschaftsfond (FWF) gefördert. An beiden Standorten sind derzeit Stellen für Promotionsprojekte ausgeschrieben.

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