„Wir freuen uns sehr, dass wir Bettina Rockenbach für die Brandt Lecture gewinnen konnten“, sagt Prof. Dr. Andreas Goldthau, Direktor der Brandt School. „Denn sie ist nicht nur eine ehemalige Kollegin – sie hatte von 2000 bis 2011 die Professur für Mikroökonomie an der Universität Erfurt inne und war Vizepräsidentin für Forschung – sondern sie ist vor allen Dingen eine beeindruckende Wissenschaftlerin und Persönlichkeit.“ Und so war das Wiedersehen des Brandt-School-Teams mit der Ökonomin auch ein sehr herzliches. Denn nach wie vor ist sie der Universität Erfurt sehr verbunden.
In ihrem Vortrag wurde noch einmal deutlich, vor welch große Herausforderungen die gravierenden Veränderungen der weltpolitischen Lage und die damit einhergehenden Unsicherheiten unsere Gesellschaft stellen. Das Wissenschaftssystem ist davon nicht nur unmittelbar betroffen, es trägt vor allem wesentlich dazu bei, diese Herausforderungen zu meistern – durch neue Erkenntnisse, technologische Entwicklungen und Innovationen und durch die internationale Vernetzung von Forschenden wie auch Lehrenden. „Wir sollten das Wissenschaftssystem selbstbewusst als eine Stärke unseres Landes präsentieren und uns nicht von widrigen Umständen und lautstarken Gegnern einschüchtern lassen“, appellierte Prof. Dr. Bettina Rockenbach an die Gäste im Collegium Maius. „Lassen Sie uns alles in unserer Macht Stehende tun, um die Autonomie unseres Forschungssystems zu fördern und uns einem instrumentellen Verständnis von Wissenschaft zu widersetzen, das Forschung den wechselnden politischen oder wirtschaftlichen Herren unterordnen will. Nutzen wir dazu unsere Fähigkeit als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder wissenschaftlich gebildete Menschen, mit komplexen Fragestellungen, sich rasch verändernden Rahmenbedingungen und ungewissen Folgen unseres Handelns rational umzugehen.“
Und weil die Brandt Lecture in diesem Jahr zugleich Teil der feierlichen Verabschiedung der Absolvent*innen des Master-Studiengangs Public Policy war, richtete sich die Ökonomin abschließend auch direkt an sie: „Unabhängig davon, welchen Weg Sie wählen, wünsche ich Ihnen viel Erfolg dabei, Ihre intellektuellen und persönlichen Fähigkeiten für das Gemeinwohl auf innovative Weise einzusetzen. Und denken Sie immer daran: Freie Forschung ist dabei ein unverzichtbarer Partner. Wo auch immer Sie arbeiten, setzen Sie sich für die akademische Freiheit ein!“.

