Der Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler ist mit 1000 Euro dotiert und ist nach dem „Theologischen Preis“ die zweite Auszeichnung, die im Rahmen der Hochschulwochen vergeben wird. Kosack, der bereits 2018 den Erfurter Science Slam gewonnen hatte, setzte sich mit seinem Vortrag über Formen religiöser Identitätsstiftung und -destruktion u.a. gegen den Freiburger Kirchenrechtler Christoph Koller und den Bonner Dogmatiker Moritz Findeisen durch.
Eine Fachjury hatte im Vorfeld aus den Einreichungen drei anonymisierte Vorträge ausgewählt. Nach einem jeweils 25-minütigen öffentlichen Vortrag konnte das Publikum dann den Siegerbeitrag küren. Kriterien der Beurteilung waren die fachwissenschaftliche Qualität, die inhaltliche Originalität sowie die kommunikative Transferleistung.
In seinem Vortrag ging Dominique-Marcel Kosack der Frage nach, welchen Einfluss Religion auf die Ausbildung von Identität hat. Identitätsbildung gestalte sich heute multioptional und führe nicht selten zu prekären Lebensentwürfen und Biografien – in dieser Situation könne Religion zur Reduktion von Komplexität in den Lebensentwürfen beitragen. Dies berge jedoch stets die Gefahr fundamentalistischer Verkürzungen und Abkapselungen in sich. Kosack plädiert dafür, den Identitätsmuster immer wieder neu aufbrechenden Charakter von Religion nicht zu übersehen: „Religiöse Anschauung liefert keine Schablone für die Ausbildung fester Identitäten“. Glaube schaffe gerade keine neue Sicherheit oder Kontrolle in einer komplexen Welt, sondern er verweise auf die „Ortlosigkeit und Nicht-Identität“ des Menschen in der Welt. Der Glaube öffne demnach durch alle verständlichen Sehnsüchte nach sicheren Identitäten hindurch einen Spalt zur Unverfügbarkeit – dies gelte es gerade nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu verstehen.