Seit 2019 ist der gebürtige Kolumbianer Promotionsstudent am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und bearbeitet ein Projekt zum Thema „The experience of state violence and the making of a political opposition. An ethnographic case study from Colombia". Darin untersucht er mit sozialwissenschaftlichen und ethnografischen Methoden den Friedensprozess in Kolumbien. Konkret untersucht er durch teilnehmende Beobachtung eine Gruppe von Organisationen der Zivilgesellschaft in Bogota, um die sozialen Mechanismen zu verstehen, die dem zivilen Engagement in Anti-Gewalt-Kampagnen und der Bildung von zivilgesellschaftlichen Koalitionen im Kontext einer stark polarisierten Gesellschaft zugrunde liegen.
Der Friedensprozess in Kolumbien treibt Gass Quintero aber nicht nur in der Theorie um, sondern beschäftigt ihn auch in seinem außerwissenschaftlichen Engagement. So hat er sich beispielsweise im Frühjahr 2019 an der Forderung einer transnationalen Meldung beim Internationalen Strafgerichtshof (Den Haag) bezüglich der systematischen Ermordung von Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien beteiligt. Er bereitete einen Brief und ein Petitionsdokument vor, das von kolumbianischen Parlamentariern unterzeichnet wurde, und das er dann persönlich bei einem Treffen im Bureau du Procureur am ICC in Den Haag übergab. Er traf sich mit europäischen Parlamentariern in Brüssel, um die Menschenrechtskrise in Kolumbien anzuprangern und nahm im Sommer 2019 an einem Treffen mit dem Komitee "Free Lula da Silva" in der Assemblee Nationale, Frankreich, teil. Dabei formulierte er die Bitte um einen offiziellen Besuch französischer Parlamentarier bei Lula da Silva im Gefängnis. Im selben Jahr reichte er eine Anzeige gegen die Ermordung von Aktivisten der indigenen Völker in Kolumbien bei den Vereinten Nationen ein und konnte darüber hinaus bei den Vereinten Nationen in Genf ein Treffen zwischen zwei kolumbianischen Menschenrechtsaktivisten und dem Büro des Sonderberichterstatters für die Situation von Menschenrechtsaktivisten bei den Vereinten Nationen arrangieren. Aber auch darüber hinaus war Frederic Guillaume Gass Quintero an vielen Aktivitäten beteiligt, die darauf abzielen, die kolumbianische Migrantengemeinschaft im Ausland zu organisieren.
Aktuell arbeitet der 29-Jährige die Ergebnisse seiner Feldforschung in Kolumbien für seine Dissertation auf, die im Rahmen eines Cotutelle-Abkommens in Zusammenarbeit mit der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris erfolgt. Für seine herausragenden akademischen Leistungen und sein großes Engagement ist er nun ausgezeichnet worden.
Für den DAAD-Preis nominiert waren in diesem Jahr auch Hubert Hager, Leistungssportler und Student an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, und Kyaw Si Th, einer der Preisträger beim Commitment Award 2020 und Student an der Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt.
„Wir sind stolz auf unsere internationalen Studierenden und Promovenden“, freut sich Prof. Dr. Beate Hampe, Vizepräsidentin für Internationales an der Universität Erfurt. „Sie bringen neben ihrem Engagement und ihrer Leistung allem auch eine wunderbare Vielfalt auf unseren Campus, von der wir als Universität nur profitieren können.“