Trotz ihrer Ursprünge im "historischen Materialismus" hatte die Kritische Theorie in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig zu Fragen der Materialität zu sagen: Der "intersubjektive turn" bei Jürgen Habermas hatte Forschungsschwerpunkte auf Normativität, auf intersubjektiver Anerkennung und Modi der Rechtfertigung zur Folge. Fragen der Ökologie, der Eigensinn und die Wirkmacht der Dinge wurden dabei eher vernachlässigt. Seit einigen Jahrzehnten stehen diese nun im "Neuen Materialismus" im Anschluss an Karen Barad, Jane Bennett oder Rosi Braidotti im Mittelpunkt. Beide Strömungen hatten bislang wenig miteinander zu tun, ja es gab sogar vereinzelt Feindseligkeiten. Der nun vorliegende Band bringt Vertreter*innen der beiden Strömungen in einen Diskurs und erörtert, wie sich Kritische Theorie und Neuer Materialismus gegenseitig inspirieren können - und wo Differenzen bestehen bleiben.