NOW-Projekt zieht Bilanz: „Ein Beitrag zur Profilbildung der Uni Erfurt“

An der Universität Erfurt ist jetzt das Projekt „Nachfrage- und adressatenorientierte akademische Weiterbildung an der Universität Erfurt“ (kurz „NOW“) zu Ende gegangen. Es war seit Oktober 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ gefördert worden, im Mittelpunkt stand die Entwicklung berufsbegleitender Studienangebote – unter anderem für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Ziel war es, die universitären Angebote einer neuen Zielgruppe zugänglich zu machen und mit forschungsnahen Arbeiten zu Bildungsbedarfsanalysen, Methoden sowie zu Lehr- und Lernarrangements einen grundlegenden Beitrag für die nachhaltige Etablierung einer Weiterbildungskultur an der Universität zu leisten.

„Mit ‚NOW‘ hat die Uni Erfurt auf den spezifischen Fachkräftebedarf in Thüringen und anderen Bundesländern reagiert“, sagt Projektmitarbeiterin Marion Wadewitz. „Denn bundesweit bestehen bei Lehramtsstudiengängen für berufsbildende Schulen, insbesondere in den gewerblich-technischen Fachrichtungen, erhebliche Rekrutierungsprobleme, die dazu führen, dass in vielen beruflichen Fachrichtungen Absolventen fehlen.“ Darüber hinaus führt nach Ansicht der Experten die Welle der Verrentung von Berufsschullehrern in Thüringen in den nächsten Jahren  zu einem weiteren Bedarfsanstieg. Der erwartete Neubedarf an Berufsschullehrern sei dabei deutlich höher, als durch in bestehende Studiengänge immatrikulierte Studierende zu kompensieren wäre. Auch gebe es einen hohen Anteil von Fachpersonal im Schuldienst mit erziehungswissenschaftlichem bzw. methodisch-didaktischem Weiterbildungsbedarf. Marion Wadewitz: „Hier wollten wir mit ‚NOW‘ ansetzen: Ziel war es, die Attraktivität von akademischen Weiterbildungsangeboten mit einer flexiblen Ausbildungskonzeption zu erhöhen. Diese soll auch berufstätigen Studieninteressenten mit in der Regel sehr heterogenen Berufsbiografien und Lebenssituationen eine Studienoption eröffnen. Konzipiert und pilothaft erprobt haben wir u.a. Angebote mit einem hohen Anteil an projekt- und arbeitsprozessorientiertem Lernen mit praxisrelevanten Aufgabenstellungen.“ Im Rahmen eines Projektbeirats waren auch Vertreter des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport am Vorhaben beteiligt, außerdem die IHK Erfurt, die Handwerkskammer Südthüringen, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM), die Stadt Erfurt, der Verband der Wirtschaft Thüringens e.V., das Logistik Netzwerk Thüringen, berufsbildenden Schulen und Unternehmen aus der Region.

Im Ergebnis liegen nun erprobte Studienangebote, wie das Zertifikatsstudium Staatswissenschaften-Sozialwissenschaften sowie das Zertifikatsstudium Mathematik vor, wovon letzteres zum Wintersemester 2017/18 in eine neue Runde gestartet ist. Außerdem wurden weitere Zertifikatsstudienangebote für Bildungswissenschaften und die Fachdidaktiken für Unterrichtsfächer im Lehramt berufsbildende Schulen sowie der Master „Inklusive Pädagogik“ konzipiert und vorbereitet. Damit einhergehend wurden im Projekt „NOW“ Instrumente für künftige Lehr- und Lernangebote entwickelt, darunter Konzepte für Bedarfsanalysen, für Beratung, Betreuung und Evaluation sowie eine Handreichung für die Erstellung von Lernvideos.

Nach Ablauf der sechsjährigen Projektarbeit konstatieren die Verantwortlichen, mit „NOW“ habe die Universität Erfurt einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Konzepten für berufsbegleitendes Studieren und lebenslanges, wissenschaftliches Lernen für Berufstätige und Personen mit Familienpflichten geleistet. Auch mit Blick auf eine Verbesserung des Fachkräfteangebotes an Lehrkräften, die Erhöhung der Durchlässigkeit für Quereinstiege in ein Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen sowie die Gewährleisten eines schnelleren Wissenstransfers in die Praxis sei das Projekt „NOW“ ein Erfolg gewesen und habe nicht zuletzt die Profilbildung der Hochschule im Bereich des lebensbegleitenden Lernens befördert.