| Max-Weber-Kolleg

"Premio Desiderio Pirovano" für Riccarda Suitner

Riccarda Suitner, ehemalige Mitarbeiterin am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt, wird für ihr Buch "Venice and the Radical Reformation. Italian Anabaptism and Antitrinitarianism in European Context" mit dem prestigeträchtigen "Premio Desiderio Pirovano"-Preis ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 11. November statt.

Suitner ist heute an der Universität Rom beschäftigt; sie hat seinerzeit in Erfurt im Rahmen der Kollegforschungsgruppe “Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive” unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Mulsow und Prof. Dr. Jörg Rüpke begonnen, an dem Projekt zu arbeiten, das nun ausgezeichnet wird. Der Vorstand des “Premio Desiderio Pirovano” hat nun ihr Buch, das bei bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen ist, aufgrund der Originalität der Forschung, die sich mit einem in der italienischen Geschichtsschreibung wenig untersuchten Thema befasst, für den Preis für das Jahr 2024 ausgewählt. 

Das Buch analysiert Venedig als Zentrum einer täuferischen Bewegung im 16. Jahrhundert, die mit ähnlichen Gruppen in anderen italienischen und europäischen Gebieten verbunden war. Auf der Grundlage umfangreicher Archiv- und Dokumentenquellen sowie einer aktuellen Bibliografie zeigt die Autorin, dass die Geschichte des Täufertums in Italien weitgehend mit der Geschichte Venedigs übereinstimmt, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. Ende des 16. Jahrhunderts bedeutete die römische Inquisition das Ende dieser auch zahlenmäßig bedeutenden Zirkel und führte zu einer Diaspora in Europa, deren Protagonisten bekannte Intellektuelle und Reformer waren. Die Untersuchung befasst sich jedoch nicht mit diesem bekannten Kapitel der radikalen Reformation in Europa, sondern analysiert die vorangegangene Phase (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts), um die Besonderheiten der radikalen Reformation in der Region Venetien und die Rolle Venedigs bei der Ausarbeitung bedeutender Ideen und Konzepte hervorzuheben. Mit seinem interdisziplinären Ansatz beleuchtet das Buch einerseits das Fortbestehen dieser Bewegung auch nach dem Ende des 16. Jahrhunderts und andererseits ihr bleibendes Erbe, nämlich die Ideen von Pazifismus und religiöser Toleranz – Themen, die auch heute noch von größter Aktualität sind. 

Jörg Rüpke, Co-Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt: „Wir gratulieren Riccarda Suitner zu dieser verdienten Auszeichnung und wünschen alles Gute für ihre weitere wissenschaftliche Karriere“.