Das Kino als Ort der Begegnung und der öffentlichen Kommunikation bietet den Menschen Momente der Erholung, Zerstreuung und Unterhaltung. Das Phänomen Kino erklärt sich aber nicht nur über die Wahrnehmung von Bewegtbildern und Traumwelten, um dem Alltag zu entfliehen, sondern muss im Zusammenhang vielschichtiger Kontexte gesehen werden: Die Architektur des Kinogebäudes und das Ambiente im Saal spielen beim Kinoerlebnis genauso eine Rolle wie die soziale Komponente des kollektiven Filmsehens, die darüber entscheidet, ob sich das Kinoereignis als Kinoerlebnis im Gedächtnis der Besuchenden verankert. „Das Kino wird somit zu einem sozialen und kulturellen Erlebnisraum, der sich über die persönlichen Erinnerungen des Einzelnen in das gesellschaftliche Gedächtnis ganzer Generationen festschreibt“, betonen Marcus Plaul, Anna-Rosa Haumann und Kathleen Kröger.
Obwohl damit also auch die Geschichten und Erfahrungen der Menschen eng verknüpft sind, wurde die Geschichte des DDR-Kinos nach der Wiedervereinigung vor allem als Filmpolitik- und Filmproduktionsgeschichte fortgeschrieben, ohne die Perspektive des Publikums angemessen zu berücksichtigen. An dieser Stelle setzt der nun erschienene Sammelband "Kino in der DDR – Perspektiven auf ein alltagsgeschichtliches Phänomen" an. Er befasst sich mit der Bedeutung des Kinos für die Menschen in der DDR und widmet sich dabei drei thematischen Zugängen: Aufführungsformate und -orte, filmisches Angebot der DDR und dessen Wahrnehmung durch das Publikum sowie die Erinnerungen von Filmfans und ehemaligen Beschäftigten des Kino- und Filmgewerbes.