Robert Schuman Preis für „Koordinaten Europas”

Mit dem mit 2000 Euro dotierten „Prix Robert Schuman 2021“ zeichnet das Robert-Schuman-Europazentrum (CERS) das Projekt „Koordinaten Europas” aus, in dem das Bistum Limburg (Martin W. Ramb) mit der Professur für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt (Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowki) zusammenarbeitet. Der Preis wird unter der Schirmherrschaft von Ursula von der Leyen vergeben. Ehrenvorsitzender der Jury ist Jean-Claude Juncker, von 2014 bis 2019 Präsident der Europäischen Kommission.

Die Jury würdigt mit diesem Preis ein auf sechs Jahr angelegtes Projekt, das Europa nicht über eine schlichte lexikalische Definition verstehen möchte, sondern mittels verschiedener Koordinaten – Freiheit und Menschenwürde; Solidarität und Verantwortung; Politik und Religion/Weltanschauungen; Bildung und Kultur; Regionalität und Globalität; Ökologie und Ökonomie – untersucht, was Europa eigentlich ist. Dies geschieht im Rahmen einer jährlichen Sommerakademie für Studierende sowie junge Lehrerinnen und Lehrer und des philosophischen Festivals "Denkbares". Zu jeder Akademie erscheint ein Begleitband.

Hintergrund des Projektes ist die Tatsache, dass sich Europa in der wohl größten Krise seit dem Ende des zweiten Weltkriegs befindet. Diese Krise ist vielfältig und lässt sich nicht auf einen einzigen Grund zurückführen. Sie geht auf europapolitische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und finanzpolitische Faktoren zurück, aber auch auf geopolitische Veränderungen wie u. a. im Verhältnis Europas zu den USA, zu China, zu Afrika oder zu Russland. Sie reflektiert negative Folgen der Modernisierung, Globalisierung und Technisierung und steht mit der ökologischen Krise in Verbindung. Sie ist zugleich eine Krise des Fundaments und der Identität, von innen und von außen, mit Blick auf die Vergangenheit wie auch auf die Zukunft. Angesichts der Gefahren der Renationalisierung, des Populismus und des Wiederauflebens überwunden geglaubter Konflikte und Spannungen zeigt sich die Notwendigkeit, das Projekt Europa neu zu beleben. Dabei spielt die Frage nach dem Sinn Europas eine wesentliche Bedeutung – als Frage nach der Bedeutung Europas, die zugleich auch die Frage nach der Ausrichtung Europas ist: Was sind jene Koordinaten, die europäische Identität besonders prägen und die aus der Herkunft Europas heraus in eine europäische Zukunft weisen? "Diese Koordinaten sind heute fraglich geworden", sagt Professor Holger Zaborowski. "Sie bedürfen einer neuen Reflexion durch die Vernunft, die ihrerseits Europas Identität wesentlich bestimmt hat, aber auch neuer Formen der Praxis, des geteilten Lebens, Wirkens, Planens und Träumens – nicht allein um der Zukunft Europas willen, sondern um willen der Zukunft einer friedlichen und sozial und ökologisch orientierten Menschheit." Von besonderer Dringlichkeit seien Überlegungen zu den Koordinaten Europas auch angesichts der gegenwärtigen Corona-Pandemie. Denn während dieser Krise sind die teils seit langem bestehenden Probleme, Herausforderungen und Chancen Europas noch deutlicher geworden. Während gerade im Frühjahr 2020 das Projekt Europa in den Hintergrund trat und Lösungen oft auf rein nationaler Ebene gesucht wurden, kam es im Sommer zu einer Besinnung auf europäische Identität und Solidarität. Zaborowski: "Europa wird sich maßgeblich daran bewähren, wie die Krise weiter bewältigt und aufgearbeitet wird. Vor allem dazu ist auch ein neues Nachdenken über Europa notwendig, wie wir es in unserem Projekt vorschlagen. Deshalb freuen wir uns sehr über die Auszeichnung mit dem Prix Robert Schuman."

Der „Prix Robert Schuman 2021“ wird im Rahmen der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags von Paris zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) am 9. Mai 2021 im Haus von Robert Schuman in Scy-Chazelles verliehen.