| Staatswissenschaftliche Fakultät, Willy Brandt School of Public Policy, International

„Sie müssen definitiv um ihr Leben fürchten“

Über die überaus besorgniserregende Situation afghanischer Alumni der Willy Brandt School of Public Policy und darüber, wie Bildung auch weiterhin der Schlüssel zu einem anderen Afghanistan sein kann, darüber sprach Prof. Dr. Heike Grimm von der Universität Erfurt in dieser Woche im Interview mit dem Radiosender MDR Kultur. „Wir machen uns ernsthaft Sorgen, da die Situation immer dramatischer wird und die Hilferufe ebenfalls dramatischer werden. Die Menschen, die sich bei uns melden, sind in Panik. Sie haben Todesangst.“

Prof. Dr. Heike Grimm

Hintergrund des Gesprächs war eine Stellungnahme der Brandt School zur aktuellen Lage in Afghanistan vom 17. August 2021. Man versuche, gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst über das Auswärtige Amt afghanischen Alumni der Brandt School Unterstützung zu bieten, ihrem Land zu entrinnen. Diese fürchten aufgrund ihrer akademischen Ausbildung in Deutschland – vom Bund gefördert mit dem Ziel, ein  demokratisches und friedliches Afghanistan aufzubauen – und den danach eingeschlagenen Karrierewegen in Politik und Verwaltung nun in ihrem Heimatland um ihr Leben, erklärte Prof. Heike Grimm.

Bildung sei für den Aufbau  Afghanistans ein zentrales Element – allerdings hätte mehr investiert werden müssen, um eine kritische Masse an Bildungselite und Absolvierenden zu erreichen. Zudem sei Mitte der 2010er-Jahre aufgrund der Vielzahl internationaler Brandherde das Interesse von Geldgebern immer weiter gesunken, weswegen Konzepte für Online-Unterricht für eine größere Anzahl von Afghan*innen abgelehnt worden seien. Diese Konzepte könnten nun für die Zukunft des Landes eine wichtige Rolle spielen. Hier setze die zweite Forderung des Statements vom 17. August zu „Policy Experts at Risk“ (PExaR) an, nun gefährdete afghanische Leistungsträger*innen aus dem politischen Bereich zeitweise an Hochschulen anderer Länder aufzunehmen.

Es sei wichtig, den gut ausgebildeten Eliten, die nun versuchten, das Land zu verlassen, für den Moment eine Perspektive zu bieten, damit ihre Ausbildung nicht vergeblich gewesen sei. Auf den bisherigen Bildungserfolgen müsse weiter aufgebaut werden. Dann könne sich in einigen Jahren auch möglicherweise die Situation in Afghanistan – unter anderem durch diese einheimische Elite – wieder ändern.

Sollten Sie Informationen zu den Evakuierungen aus Afghanistan suchen oder selbst Hilfe hierbei benötigen, aber kein Alumnus/keine Alumna der Universität Erfurt sein, bitten wir Sie, sich direkt über die Seiten des Auswärtigen Amts (siehe Link) zu informieren oder deren Krisenhotline 0049 (0)30-1817-1000 oder 00 49 (0)30-5000-1000 anzurufen.

Informationen des Auswärtigen Amts