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Wichtiger Beitrag zur Erforschung der Medien- und Designgeschichte

Mit Fördermitteln in Höhe von knapp 110.000 Euro unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die digitale Erschließung des Nachlasses des Typografen Jan Tschichold. Sie soll anschließend im Internet zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt ist eine Kooperation des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig mit Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt.

Prof. Dr. Patrick Rössler
Prof. Dr. Patrick Rössler

Jan Tschichold gehört zu den bedeutendsten Buch- und Schriftgestaltern des 20. Jahrhunderts. Er war im Umfeld des Bauhauses tätig und beeinflusste die Typografie insbesondere vor, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig. Berühmt ist er für sein Manifest zur „neuen Typografie“ von 1925, das erste Lehrbuch zu diesem Thema von 1928 und für sein reduziertes Grafik-Design, das auf die Wirkung der unbedruckten Fläche setzt und unsere Drucksachengestaltung bis heute prägt. Sein Arbeitsnachlass befindet sich seit 2006 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.

Für die nun geplante Digitalisierung wurden zunächst Teile des Nachlasses ausgewählt, deren Veröffentlichung im Netz auch rechtlich zulässig ist. Es handelt sich dabei um ca. 18.500 Blätter. Die Digitalisate sollen anschließend über verschiedene Kanäle bereitgestellt werden: Über den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek werden die Metadaten und die Digitalisate recherchierbar, anzeigbar und exportierbar sein. Die Metadaten werden unter CC-0-Lizenz angeboten, die Digitalisate unter einer Creative-Commons-Lizenz. Zusätzlich sollen die Daten in die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) und die Europeana eingespielt werden. Bei der Erschließung werden die Digitalisate außerdem mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND) angereichert. Damit wird es künftig beispielsweise möglich, nach allen Materialien zu einzelnen Entwürfen und Buchprojekten zu suchen, ebenso wie nach Auftraggebern, Verlagen usw. So entsteht erstmals ein elektronisch verlinktes Werkverzeichnis des Gestalters. Die Erschließung des Bestandes soll dabei möglichst lebensnah durch die Brille medien- und designgeschichtlicher Forschung erfolgen. Die Ergebnisse des Projektes werden anschließend in einem Symposium der Fachöffentlichkeit präsentiert und in einem Herausgeberband dokumentiert.

Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg, Präsident der Universität Erfurt: „Wir freuen uns, dass mit der Bewilligung des Projektes der Medien- und Designgeschichte, aber auch zeitgenössischen Gestaltern nun ein maßgeblicher Bestand für die Erforschung der Geschichte der Buch- und Schriftgestaltung zur Verfügung gestellt werden kann und zugleich dauerhaft für die Nachwelt erhalten wird.“