„Das sind wunderbare Nachrichten“, freut sich Prof. Dr. Julia Knop, Vizepräsidentin für Studienangelegenheiten an der Universität Erfurt und Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät. „Zum einen natürlich für Antonia Dölle selbst, zum anderen ist die Auszeichnung auch für die Theologie bemerkenswert, da religiös begründete Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche ebenso präsent ist wie kontrovers diskutiert wird.“ Julia Knop lobte dabei vor allem die Eigenständigkeit der Arbeit, die nicht nur methodisch durchdacht und innovativ sei, sondern auch überzeugende Ergebnisse geliefert habe.
Männlich dominierte Sozialstrukturen und eine religiös legitimierte Misogynie gehören zu den historisch überlieferten Gemeinsamkeiten der zeitgenössischen institutionalisierten Religionen. Sie lassen sich nur dadurch überwinden, dass Frauen Zugang zu allen religiösen und leitenden Ämtern erhalten – so lautet die These, die der Arbeit von Antonia Dölle zugrunde liegt. Ihr Ziel war es, aus kulturwissenschaftlicher, theologischer und traditionshermeneutischer Perspektive den über 150 Jahre andauernden konfliktiven Emanzipationsprozess von Frauen zum Rabbinat und dessen Auswirkungen auf die vier Denominationen des modernen Judentums in Deutschland und den USA (Reformjudentum, konservatives Judentum, Rekonstruktivismus und modere Orthodoxie) zu untersuchen. Im Ergebnis zeigt sich: Die Frauenordination in den nicht-orthodoxen Strömungen ist als das Resultat des gesellschaftlichen Wandels zu werten und wurde durch eine Annäherung an die gesellschaftspolitischen Entwicklungen zur Gleichberechtigung der Frau möglich. Mit Blick auf das Judentum zeigte Antonia Dölle in ihrer Arbeit, dass der uneingeschränkte Zugang von Frauen zu allen religiösen und leitenden Ämtern entscheidend für die Überwindung patriarchalischer Strukturen und misogyner Systeme einer spezifischen Religion ist, wenngleich die praktische Realisierung der vollen Gleichberechtigung damit noch nicht abgeschlossen ist.
Der zweite mit jeweils 500 Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an Lena-Marie Forkel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena für ihre Examensarbeit „Die ‚Wende‘ für uns Lesben. Transformationsprozesse in der Lesbenbewegung der DDR am Beispiel der Jenaer Zeitschrift ‘frau anders‘ in den Jahren 1989/90“ sowie an Larissa Witte von der Hochschule Nordhausen für ihre Masterarbeit „Vergewaltigungsmythen in Sexualstrafverfahren: Erkenntnisse für die psychosoziale Prozessbegleitung“.
Wir sagen herzlichen Glückwunsch!
In der zeitgenössischen Forschung spielen die Kerndimensionen von Vielfalt in nahezu allen Fachdisziplinen eine wichtige Rolle: Etwa, wenn es um die soziokulturellen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität in den Geistes- und Sozialwissenschaften, das Einbeziehen der körperlichen Voraussetzungen der Nutzer*innen bei der Technikentwicklung oder die individuellen Bedürfnisse unterschiedlicher Altersgruppen in der medizinischen Früherkennung und Versorgung geht. Um diese Themenvielfalt an den Thüringer Hochschulen sichtbar zu machen und angehende Wissenschaftler*innen der Thüringer Hochschulen zu fördern, schreibt das TKG seit 2018 den Preis „Vielfalt trifft Wissenschaft“ aus. Zur Bewerbung aufgefordert sind jeweils Absolvent*innen aller Fachrichtungen der Thüringer Hochschulen, deren Abschlussarbeit (Master-, Diplom-, Staatsexamens- oder Doktorarbeit) eine Gender-/Diversity-Perspektive einnimmt und innerhalb der vergangenen zwei Jahre eingereicht wurde.
Auch 2025 wird der Preis wieder ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis 7. Dezember möglich.
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