„Aus Ideen Zukunft machen – Gründer:innen aus der Universität Erfurt berichten“
Die Universität Erfurt unterstützt Studierende, wissenschaftliche Mitarbeitende und Absolvent:innen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Mit dem StarTH-Gründungsstipendium erhalten angehende Gründer:innen die Möglichkeit, ihre Ideen weiterzuentwickeln, Netzwerke aufzubauen und den Schritt in die Gründung gezielt vorzubereiten.
In unserer Interviewreihe kommen Stipendiat:innen zu Wort: Sie erzählen von ihren Erfahrungen, Erfolgen, Herausforderungen und Plänen für die Zukunft. Damit möchten wir Einblicke in den Gründungsalltag geben und gleichzeitig Mut machen, eigene Ideen in die Praxis umzusetzen.
Einstieg – Deine Motivation und dein Hintergrund
1. Magst du dich kurz vorstellen: Wer bist du und wie bist du zur Uni Erfurt gekommen?
Ich bin Basti, Erzieher, Sozial- und Medienpädagoge. Während meines Bachelorstudiums in München habe ich ein halbjähriges Praktikum beim JFF- Institut für Medienpädagogik absolviert, während dem ich meine Begeisterung für das medienpädagogische Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen entdeckt habe. Zwischen Bachelorarbeit und Corona-Langeweile habe ich viel nachgedacht und mich im World Wide Web nach möglichen Masterstudiengängen erkundigt. Und letztlich hat mir jedes „Dieser-Studiengang-passt-perfekt-zu-dir“-Tool den Master in Kinder- und Jugendmedien an der Uni Erfurt empfohlen.
2. Was ist deine Gründungsidee – und gründest du allein oder im Team?
Ich entwickle und realisiere medienpädagogische Angebote und Projekte für Kinder im Alter von 6-13 Jahren und junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, die Spaß machen, Kreativität fördern und zugleich wesentliche Entwicklungsaufgaben unterstützen. Ich möchte jungen Menschen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre digitale und analoge Realität zu reflektieren, die eigene Stimme in ihr zu finden und sich gesellschaftlich zu positionieren. Dazu nutze ich u.a. Formate wie Film- und Podcast-Workshops. Zudem bin auch in die Programmgestaltung von Filmfestivals eingebunden. Im Rahmen von umfangreicheren Medienprojekten begleite ich auch Kinder bzw. junge Erwachsene längerfristig, um deren Medienkompetenz zu stärken.
3. Was hat dich motiviert, eine eigene Gründungsidee zu entwickeln?
Die Möglichkeit, meine eigenen Projekte umsetzen zu können. Kreativ und gleichzeitig mit
verschiedenen Zielgruppen zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas Neues auf die Beine zu stellen. Und möglicherweise auch die Unabhängigkeit von einem 40 Stunden Job.
4. Gab es ein Schlüsselerlebnis, das den Ausschlag für deine Idee gegeben hat?
Nach der Abgabe meiner Masterarbeit befand ich mich wieder in einer neuen Findungsphase, der Suche nach mir Selbst oder einem tieferen Sinn. Naja, nee, eigentlich und traurigerweise einfach nur danach, in welchen Job ich mich als frisch gebackener Uniabsolvent für die nächsten 80 Jahre stürzen möchte. Da habe ich recht schnell gemerkt, dass alles, was so in meinem Kopf schwirrt, an Ideen, Vorstellungen und Motivation in keiner einzigen Jobanzeige auftaucht. Hier kam mir dann so langsam die Idee, nicht einfach nur einen Job zu machen, sondern ganz verschiedene, selbstständige medienpädagogische Projekte umzusetzen.
Das Stipendium und seine Wirkung:
5. Du hast das StarTH-Gründungsstipendium erhalten – was bedeutet diese Förderung für dich persönlich?
Zunächst bedeutet das Stipendium für mich Unabhängigkeit und Freiheit. Durch StarTH konnte ich mich voll auf meine Gründung konzentrieren und damit verbundene Kosten ohne schlechtes
Gewissen begleichen. StarTH hat mir auch gezeigt, dass es Möglichkeiten gibt, Ideen wahrwerden zu lassen – sie müssen nur gefunden werden.
6. Inwiefern hat dir das Stipendium geholfen, die Zeit nach dem Studium/zwischen Studium und Berufseinstieg aktiv zu gestalten?
Durch die Förderungen werden Geldsorgen im Gründungsprozess minimiert und der Raum für die Ausgestaltung der eigenen Idee vergrößert. Außerdem ermöglicht das Stipendium es, an kostenpflichtigen Projekten oder Fortbildungen teilzunehmen oder höhere Ausgaben, wie z. B. eine freiwillige Versicherung zu bezahlen.
7. Welche Rolle spielte die Beratung durch den Gründungsservice während deiner Förderung?
Die Beratung durch den Gründungsservice war für mich vielleicht sogar der wichtigste Inhalt der Förderung. Das Geld ist eine schöne Sache, aber die Möglichkeit konstant und über einen so langen Zeitraum beraten zu werden und damit auch immer wieder die eigenen Ideen, Konzeptionen und Gedanken zu reflektieren, hat mir besonders weitergeholfen. Daher auch nochmal vielen Dank an Martin und Jana vom Gründungsservice, die diesen Weg mit mir zusammen gegangen sind, mir zugehört, meine Befürchtungen verstanden und mich ermutigt haben, immer weiterzumachen (klingt fast schon zu pathetisch :D).
Dein Gründungsprozess:
8. Wie sah dein Meilensteinplan während des Stipendiums aus? Gab es Etappen, die besonders prägend waren?
Besonders prägend war vor allem der Anfang. Wenn du dich die ganze Zeit fragst: „Mach ich das jetzt ernsthaft?“. Ich weiß nicht, ob es für mich einen eindeutig prägenden Moment oder sowas gab. Vielmehr ist vermutlich heute das Zurückblicken auf diese Zeit etwas Besonderes. Wie sich so langsam alles aufbaut, wo zuvor noch nichts war. I mean: Ich habe jetzt einfach eine Website – wenn mir das wer vor einem Jahr gesagt hätte.
9. Welche Angebote oder Dienstleistungen hast du in dieser Zeit konkret entwickelt?
Da ich mich als Medienpädagoge selbstständig gemacht habe, konzentrierte ich mich hauptsächlich auf die Ausarbeitung von Workshops. Ich hatte bereits Erfahrung in der Umsetzung von Film- und Audioworkshops mit Kindern und Jugendlichen. Diese Workshopformate habe ich im Rahmen des Stipendiums konkretisiert und weiterentwickelt sowie ein tragfähiges Geschäftsmodell ausgearbeitet. Einen besonderen Fokus der Workshopkonzeption erhielt das im Rahmen des StarTH-Stipendiums vermittelte Wissen zur Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung.
10. Wie bist du an die Ausarbeitung von Vision, Mission und Zielgruppen herangegangen?
So banal es klingt, erstmal musste ich nachlesen, was überhaupt der genaue Unterschied zwischen Vision und Mission ist - CLIFFHANGER. Anschließend habe ich mich mit meinen eigenen Zielen, meinen Vorstellungen und Idealen auseinandergesetzt und mich gefragt: „Was möchte ich eigentlich mit wem zusammen machen?“. Auf Grund meiner Ausbildung und meiner mehrjährigen Berufserfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wusste ich bereits, dass ich Angebote für junge Menschen entwickeln möchte. Das bedeutet auch, die Zielgruppe(en), ihre aktuellen Interessen, Bedarfe, Voraussetzungen und Unterschiede miteinzubeziehen. Eine Vision und Mission ist schnell geschrieben, aber damit diese auch funktioniert, muss für eine genaue Zielgruppenbeschreibung zur Zielgruppe recherchiert, mit der Zielgruppe gesprochen und gearbeitet werden.
11. Gab es auch Rückschläge oder Herausforderungen, aus denen andere Gründer:innen lernen können?
Ich denke gerade am Anfang muss man mit Rückschlägen rechnen. Z.B. wenn ein Förderantrag geschrieben wird, aber die Absage kommt – obwohl du dir sicher warst, dass dein Konzept perfekt durchdacht war. Das gehört vermutlich einfach dazu. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Am Ende hat es mir am meisten gebracht, auf die Menschen zuzugehen und miteinander zu sprechen. Auch in der jeweiligen Branche finde ich ein Konkurrenzdenken eher kontraproduktiv, viel besser ist es doch gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Also: vernetzt Euch, werdet gemeinsam kreativ und bewirkt was!
Netzwerke, Weiterbildung und Sichtbarkeit:
12. Welche Rolle spielte der Austausch mit anderen (z.B. Gründer:innen, Unternehmen, Familie, Freunde, pot. Kund:innen, etc.) in deinem Gründungsprozess?
Netzwerken ist einfach super wichtig! In Thüringen gibt es zum Glück einige Veranstaltungen für Medienschaffende und auch tolle Institutionen, die verbinden. Ich kann es daher nur empfehlen auf Netzwerkveranstaltungen zu gehen, Leuten von sich zu erzählen aber auch ein offenes Ohr für das Gegenüber und dessen Projekte zu haben. Und sonst auch einfach mal schauen, wen es denn schon so in der Branche gibt und da mal eine Mail hinschreiben.
13. Welche Weiterbildungen oder Trainings waren für dich besonders hilfreich?
Zum Beispiel die Weiterbildung zum Wirkungsmanagement in Kooperation mit Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) e.V. aber auch praktische Weiterbildungen, zum Beispiel zum Thema „Filme drehen mit Kindern“ beim Talent Lab vom Goldenen Spatz.
14. Du hast auch in Marketing und Sichtbarkeit investiert – was hat sich dadurch verändert?
Tatsächlich habe ich da gar nicht so viel Geld reininvestiert, abgesehen von meiner Domain – die erst einmal nur 1€ im Monat kostet. Rein persönlich habe ich aber vor allem Zeit in`s Netzwerken und die Sichtbarkeit von meinen Projekten investiert, was mir nun weitere Anfragen für Workshops, etc. beschert hat.
Erfahrungen und Learnings:
15. Welche Erfahrungen waren für dich am wertvollsten – fachlich, aber auch persönlich?
Die Beratung beim Gründungsservice, die Teilnahme an vielen unterschiedlichen Veranstaltungen und dass ich so tolle neue Menschen kennenlernen durfte.
16. Hat sich dein Selbstverständnis als Gründer:in durch das Stipendium verändert?
Ich finde, dass sich für mich die Begrifflichkeit eines:einer Gründers:in verändert hat. Es gibt ganz viele Menschen, die tolle und wichtige Sachen aus der Selbstständigkeit heraus aufbauen. Gründen heißt nicht, dass du einen neuen Nanochip oder nen Marsroboter entwickeln musst, sondern dich selbst etwas mehr verwirklichen kannst – in dem, was dir Freude macht.
17. Gab es einen Moment, der dich besonders motiviert oder inspiriert hat?
Als ich die Zusage für das Stipendium bekommen habe.
18. Hast Du im Neben- oder Haupterwerb gegründet und wie sehen deine nächsten Schritte aus?
Ich habe im Nebenerwerb gegründet und möchte das vorerst einmal so weiterführen - but you never know.
Ausblick und Tipps:
19. Welche Ziele hast du dir für die kommenden Monate gesetzt?
2026 steht einiges an, aber ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen mal so richtig schön Urlaub zu machen!
20. Was würdest du anderen Studierenden oder Mitarbeitenden raten, die über eine Gründung nachdenken?
Geht doch mal zum Gründungsservice und lasst euch beraten. Ich denke das ist die einfachste Möglichkeit schnell konstruktives Feedback zu bekommen. Und: lasst euch nicht abschrecken – ja es ist viel Zeit, die man reininvestiert aber am Ende könnt ihr es so machen, wie ihr es für richtig haltet! Zudem lernt man auch viel für die Zeit nach dem Studium in Sachen „Personal Skills“ und unternehmerische Herangehensweisen an komplexere Probleme.
21. Und zuletzt: Wie blickst du auf deine Zeit mit dem Stipendium zurück?
Kaum zu fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Eine intensive Zeit mit sehr vielen Aha-Momenten!
Abschluss
Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch!
Haben Sie selbst eine Idee, die Sie gerne weiterentwickeln möchten? Der Gründungsservice der Universität Erfurt unterstützt Sie mit individueller Beratung, Workshops und Fördermöglichkeiten – von der ersten Idee bis zur Umsetzung.
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