Im Zentrum der interdisziplinären Tagung stehen zwei formal gleichartige, lebhaft illuminierte Handschriften der Gattung Biblia pauperum (Armenbibel) in der Forschungsbibliothek Gotha (Memb. I 54) und in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (Ms. El. f. 51b). Das 1462 datierte Jenaer Exemplar entstand in Niederbayern, das Gothaer gehört ersichtlich in denselben zeitlichen und topographischen Kontext. Beide zählen zu einer Gruppe von 68 erhaltenen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, in denen Ereignisse des Alten und des Neuen Testaments typologisch in Bezug gesetzt werden.
Der Forschung sind diese beiden Handschriften natürlich nicht entgangen, gleichwohl wurden sie abgesehen von der Erschließung in den einschlägigen Handschriftenkatalogen meist nur gestreift. Zentrale Aspekte wie die Hintergründe der Herstellung und die maltechnische Untersuchung der Handschriften, ihre Verortung in der spätmittelalterlichen Buchmalerei, die in den beiden Schwesterhandschriften doch zuweilen auffällig unterschiedliche Ikonographie, die Schrift sowie die Textfassungen wurden bislang nicht untersucht.
Die Tagung bringt Expertinnen und Experten der spätmittelalterlichen Buchkultur und Geistesgeschichte zusammen, die sich mit Fragen zur Provenienzgeschichte, Paläographie, Text- und Kunstgeschichte sowie zur Rezeptionsgeschichte dieses zeitgenössisch erfolgreichen Buchtyps auseinandersetzen.