Gemeinsam mit Gregor Maria Hoff ist Julia Knop Herausgeberin des neuen Sammelbandes Widerständige Offenbarung. Ein theologisches Motiv in der Diskussion.
Offenbarung – Immunisierungsstrategie oder emanzipatorische Kraft?
Das Konzept „Offenbarung“ spielt in Judentum, Christentum und Islam eine entscheidende Rolle. Der Bezug auf eine göttliche Offenbarung begründet religiöse Überzeugungen und Praktiken, legitimiert aber auch die Organisationsformen verfasster Religionsgemeinschaften. Dass Gott es so und nicht anders will, kann dazu dienen, eigene Interessen zu verfolgen und kritische Anfragen zu diskreditieren. Historisch gewachsene Glaubensformate wechseln auf diese Weise ins Unantastbare.
Der Missbrauch göttlicher Autorität liegt geschichtlich auf der Hand. Dabei bietet das Konzept Offenbarung im Glauben selbst ein religionskritisches Potenzial, nämlich die Einrede gegen religiöse und politische Ansprüche, Glaubensüberzeugungen mit göttlicher Autorität absolut zu setzen und entsprechend zu handeln.
Das Konzept Offenbarung bleibt ambivalent. Es bedarf der theologischen Auseinandersetzung und Kritik: religionsvergleichend und ökumenisch, politisch-theologisch und epistemologisch, konfessionsbezogen selbstkritisch und hermeneutisch-ästhetisch auf Zukunft hin: Wie kann künftig göttliche Einrede in menschliche Selbstverständlichkeiten gedacht werden?