| Max-Weber-Kolleg

Religion in Liberal Democracy as a Form of Life - Free and Equal

Christoph Baumgartner

Informationen zur Publikation
Religion in Liberal Democracy as a Form of Life
Free and Equal
Routledge, 2024
216 Seiten, £ 135
ISBN 9781032880426

"Religion in Liberal Democracy as a Form of Life“ entwickelt eine Theorie, die sich mit den Herausforderungen befasst, die mit dem liberal-demokratischen Ideal verbunden sind, dass alle Menschen frei sind, die Zukunft ihrer Gesellschaft mitzubestimmen und ein gleiches Recht auf ihre Religion und ihren Glauben haben, angesichts der historischen Voreingenommenheit gegenüber dem Christentum in Politik und Kultur in vielen europäischen Gesellschaften.


Religiöse Vielfalt und soziale und politische Teilhabe sind in der Tat heftig umstrittene Themen. Kritische Wissenschaftler aus Philosophie und Kulturtheorie bestreiten, dass liberale politische Theorien der Religionsfreiheit angemessen mit Fragen umgehen können, die mit einem zunehmend diversifizierten und säkularisierten religiösen Feld in historisch christlichen Gesellschaften zusammenhängen. Folglich behaupten sie, dass eine Politik, die sich auf solche Theorien stützt, nicht das Versprechen einlösen kann, Bedingungen zu schaffen, die allen Mitgliedern der Gesellschaft gleiche Religionsfreiheit und politische Teilhabe ermöglichen. Durch die Darstellung historischer Entwicklungen und die eingehende Untersuchung von Fallstudien der jüngsten Kontroversen über religiöse Vielfalt in Deutschland und den Niederlanden zeigt dieses Buch die Mängel der derzeit vorherrschenden liberalen Darstellung der Religions- und Glaubensfreiheit auf. Auf der Grundlage dieser Analyse schlägt der Autor eine komplexere Theorie der liberalen Demokratie als Lebensform vor, in der Religion und Religionsfreiheit eine Rolle spielen. 

Dabei wird berücksichtigt, dass informelle Normen, soziale Strukturen und vorherrschende Vorstellungen von Zugehörigkeit als mächtige Hindernisse für Freiheit und Gleichheit wirken können, selbst wenn formale rechtliche und politische Institutionen Diskriminierung aufgrund der Religion verbieten. Wenn man die liberale Demokratie als „Lebensform“ begreift, d. h. als eine Reihe von sozialen Praktiken, Einstellungen und deren institutionellen und materiellen Ausdrucksformen, verschiebt sich der Schwerpunkt der kritischen Analyse vom Gesetz auf informelle Strukturen und Komponenten. Dies ermöglicht ein Verständnis der Dynamik von (kulturalisierter) Religion in der Gesellschaft, das in politisch-philosophischen Theorien oft fehlt. Die in diesem Buch vorgeschlagene Theorie liefert normative Kriterien für den Aufbau liberaler Demokratien, die tolerant gegenüber religiösen Unterschieden und solidarisch im Sinne der Gewährleistung von Bedingungen sind, die es allen Mitgliedern der Gesellschaft ermöglichen, unabhängig von ihrer Religion oder ihren Überzeugungen als Gleiche die Zukunft der Gesellschaft mitzubestimmen.