Philosophische Fakultät, Historisches Seminar, SPF Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung., SPF Wissen. Räume. Medien.

Food Studies – Quo vadis? Interdisziplinäre Potenziale zur Erforschung einer Ernährungsgeschichte des Mittelalters

Datum
13. Nov. 2025, 14:00 Uhr - 14. Nov. 2025, 16:00 Uhr
Veranstaltungsort
M38 – IBZ, Internationales Begegnungszentrum (Michaelisstraße)
Veranstalter
Dr. Julia Seeberger (Uni Erfurt) und Dr. Stephan F. Ebert (TU Darmstadt)
Referent(en)
verschiedene
Veranstaltungsart
Tagung/Kongress
Veranstaltungssprache(n)
Deutsch
Publikum
mit Anmeldung

Zweitägige Tagung unter Leitung von Dr. Julia Seeberger (Uni Erfurt) und Dr. Stephan F. Ebert (TU Darmstadt)

Abbildung: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ser. n. 2652, fol. 4v

Informationen der Veranstalter*innen

Forschungsprojekte mit Bezug zur Ernährung werden oftmals mit dem Forschungszweig der Food Studies gelabelt. Darunter wird allgemein eine Analyse der Ernährung und ihren Zusammenhängen in Wissenschaft und Gesellschaft in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstanden. In der Mediävistik wird die Ernährungsgeschichte nicht als eigenständiges Teilfach betrachtet, sondern als Teil der Alltags- und Umweltgeschichte (mit Nähe zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte) begriffen. Dabei haben sich die Geschichtswissenschaft, besonders aber die germanistische Mediävistik bei der Erforschung der mittelalterlichen Esskultur hervorgetan, indem die Netzwerke der Überlieferung diätetischen und kulinarischen Wissens herausgearbeitet und die Kulinarik der Epoche selbst untersucht wurde. Freilich ist auch die Bedeutung der Religion für die mittelalterliche Kulinarik bis hin zur europäischen Identität hervorgehoben worden. Interdisziplinäre Ansätze, die archäologische und archäobotanische Befunde mit der Geschichtswissenschaft zusammenbrachten, konnten das Bild der Ernährungslage des Mittelalters schärfen. Heute erlauben digitale Quellenkorpora wie CoReMA die computergestützte Auswertung deutschsprachiger Kochrezepte des Mittelalters.

Es ist Zeit, verschiedene Ansätze und Disziplinen zu bündeln und gemeinsam darüber zu diskutieren, was Food Studies in der Mediävistik ausmacht. Auf der Tagung sollen daher Beispiele und Ansätze erörtert werden, die laufende Forschungsprojekte und ihre Zugänge sowie theoretisch-methodische Vorschläge zur Eingrenzung einer vormodernen Ernährungsgeschichte thematisieren und somit den Begriff der Food Studies schärfen.

Folgende Leitlinien sollen diskutiert werden:

  • Was ist spezifisch für die Ernährungsgeschichte/Food Studies des Mittelalters oder ist sie nur im Rahmen der Vormoderne zu fassen?
  • Gibt es Möglichkeiten einer Periodisierung nach alimentären Kriterien?
  • Welche Bereiche der Food Studies können aus mediävistischer Perspektive erforscht werden und welche nicht?
  • Wie können neue Perspektiven durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen zu einer stärkeren Aussagekraft der Forschungsergebnisse führen?
  • Wo sind Desiderate der Forschung und Schnittstellen für mehr interdisziplinäre Ansätze?
  • Und: Food Studies – quo vadis? Wie sehen neue Ansätze aus, welche Theorien und Kombination von Methoden versprechen neue mediävistische Forschungsperspektiven?

Programm

Donnerstag, 13.11.2025

  • 14:00 – 14:30 Uhr Stephan F. Ebert (Darmstadt) und Julia Seeberger (Erfurt): Begrüßung und Einführung
  • 14:30 – 15:15 Uhr Helmut W. Klug (Graz): Food Studies in der germanistischen Mediävistik. Unde venis
  • 15:15 – 16:00 Uhr Almut Mikeleitis-Winter (Leipzig): Potentiale der ältesten deutschen Überlieferung in ernährungshistorischer Perspektive
  • 16:00 – 16:30 Uhr Kaffeepause
  • 16:30 – 17:15 Uhr Barbara Denicolò (Salzburg): Mittelalterliche Kochrezepte und ihre diskursiven Praktiken anhand von CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages
  • 17:15 – 18:00 Uhr Vanessa-Nadine Sternath (Kassel): Wi wynbere werdin ane steyne. Praktiken und Funktionen der Nutzpflanzenmanipulation im Pelzbuch Gottfrieds von Franken
  • 18:00 – 18:45 Uhr Roberta Colbertaldo (Frankfurt): Stilisierte Esskulturen im mittelalterlichen Kampf zwischen Karneval und Fastenzeit
  • 19:45 Uhr Gemeinsames Abendessen

Freitag, 14.11.2025

  • 9:30 – 10:15 Uhr Isabella Augart (Göttingen): Fülle und Mangel. Landwirtschaft und eremitische Ernährung in Thebaisdarstellungen
  • 10:15 – 11:00 Uhr Torben Jordan (Kassel): Der Rettich und die Gesundheit. Eine medizinhistorische Wissensgeschichte der Ernährung am Beispiel des Tacuinum Sanitatis des Ibn Butlans
  • 11:00 – 11:30 Uhr Kaffeepause
  • 11:30 – 12:15 Uhr Andreas Lehnertz (Trier): Fleisch, Brot und Wein für jüdische Gemeinden im mittelalterlichen Reich: Fallstudien zur jüdischen Ernährung und religiöser Differenz
  • 12:15 – 13:00 Uhr Hans Christian Küchelmann (Bremerhaven): Twebackenbrot, Pökelfleisch und geschraubete Rodtschaer. Archäozoologische und historische Quellen zum Proviant auf Hanseschiffen
  • 13:00 – 14:30 Uhr Mittagspause
  • 14:30 – 15:15 Uhr Michael Brauer (Salzburg): Mittelalterliche vs. transepochale Ernährungsgeschichte. Überlegungen und Beispiele zu einer wissenschaftlichen Grundsatzfrage
  • 15:15 – 16:00 Uhr Abschlussrunde
Teilnahme

Bei Teilnahme-Interesse bitten wir um Anmeldung bis 03.11.2025 per E-Mail an julia.seeberger@uni-erfurt.de 

E-Mail schreiben

Die Veranstaltung wird gefördert von: 

Mediävistikverband e.V., TU Darmstadt sowie Referat Forschungs- und Nachwuchsförderung der Universität Erfurt