Eine von ihnen ist Yashaswini Nand, die mit ihrem Projekt “Halla Bol" sexueller Belästigung in Indien vorbeugen möchte – durch die Aufklärung von Kindern und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Denn in Indien ist der sexuelle Missbrauch von Kindern aufgrund von Stigmatisierung und mangelndem Bewusstsein für das Thema nach wie vor ein weit verbreitetes, aber kaum thematisiertes Problem. “Mit ‘Halla Bol’ möchte ich diese Lücke schließen”, sagt Yashaswini Nand. Dafür möchte die Studentin kindgerechte Bildungsinhalte entwickeln und diese nicht nur für alle leicht zugänglich machen, sondern sie auch in die Lehrpläne von Schulen im ganzen Land integrieren. Das Pilotprojekt wird gerade in drei Distrikten in Jharkhand durchgeführt: East Singhbhum, West Singhbhum und Ranchi. Geplant ist, das Ganze dann in jedem Bezirk auf jeweils 20 Schulen zu erweitern.
Frida Akumu Onyango ging mit ihrem Projekt “Mvita Adult and Continuing Education” ins Rennen um den Commitment Award. Dabei handelt es sich um ein spezielles Lernzentrum, das Alphabetisierungs- und Sekundarschulprogramme für Erwachsene (ab 18 Jahren) anbietet. Ihr vorrangiges Ziel ist es dabei, die Analphabetismusrate unter Erwachsenen im kenianischen Mombasa County zu senken und Menschen durch Bildung zu stärken. “Die meisten unserer Lernenden sind berufstätig. Deshalb bieten wir flexible Unterrichtszeiten an, darunter Vormittags-, Nachmittags- und Abendkurse, damit sie Arbeit und Bildung miteinander vereinbaren können”, erklärt Frida Akumu Onyango. “Unsere Schulgebühren sind stark subventioniert und deshalb erschwinglich, sodass das Angebot für alle zugänglich ist. Mit Bildung für Erwachsene fördern wir deren persönliche Entwicklung, verbessern die Beschäftigungsmöglichkeiten und erhöhen den Lebensstandard in der Region.” Zugleich trage ihr Projekt zur Umsetzung des vierten Ziels für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen – hochwertige Bildung – bei, indem es eine inklusive, gerechte Bildung und lebenslange Lernmöglichkeiten für alle gewährleiste. Bereits jetzt konnten für bedürftige erwachsene Lernende die Schulgebühren bezahlt werden. Außerdem bietet ein Team um Frida Akumu Onyango in der Justizvollzugsanstalt Jela Baridi Unterricht an, um den Insassen ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach ihrer Entlassung zu erleichtern.
Mit ihrem Projekt “Eco-Flow Ghana and Afghanistan” setzen sich Audrey Ampoma Boadu und Tahmina Kakar für die Verbesserung der Menstruationsgesundheit, die Stärkung von Frauen und ökologische Nachhaltigkeit ein. “Wir möchten sozial benachteiligte Mädchen in Ghana und Afghanistan mit erschwinglichen, wiederverwendbaren Damenbinden versorgen, damit sie weiterhin zur Schule gehen können und ihre Stigmatisierung überwinden können”, erklären die beiden Studentinnen. Millionen von Mädchen in Ghana und Afghanistan haben aufgrund von Armut, kultureller Stigmatisierung und schlicht begrenzter Verfügbarkeit keinen Zugang zu Menstruationsprodukten. Dies stellt für sie nicht nur ein Gesundheitsrisiko dar, sondern führt außerdem dazu, dass sie nicht zur Schule gehen. Einwegbinden sind teuer, in ländlichen Gebieten nicht erhältlich und überdies schädlich für die Umwelt. “Das Eco-Flo-Geschäftsmodell zielt auf Nachhaltigkeit, wir kümmern uns um Zuschüsse bzw. Spenden und ermöglichen so die Verteilung kostenloser Binden an Frauen und Mädchen”, erläutern Audrey Ampoma Boadu und Tahmina Kakar. Darüber hinaus starten die beiden Aufklärungsprogramme zum Thema Menstruationsgesundheit, um Stigmatisierung abzubauen und für Hygiene zu sensibilisieren. Durch strategische Partnerschaften und gemeinschaftliches Engagement möchten wir mit Eco-Flow sicherstellen, dass kein Mädchen aufgrund seiner Menstruation die Schule versäumt. Wir möchten Frauen wirtschaftlich stärken und für all das nachhaltige Lösungen anbieten."
Zu den ersten Gratulant*innen an diesem Nachmittag gehörte Prof. Dr. Bettina Rockenbach, die Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Sie hatte zuvor in der diesjährigen Brandt Lecture über die Frage gesprochen, wie frei die Wissenschaft in Zeiten geopolitischer Umbrüche ist. Gratulationen gab es natürlich auch von den zahlreichen Gästen im Collegium Maius, den Dozent*innen und Kommiliton*innen. Prof. Dr. Andreas Goldthau, Direktor der Brandt School: “Wir sind sehr stolz auf unsere Studierenden, denn es braucht mutige und inspirierende Menschen, um die Welt Schritt für Schritt zu verändern.”
Wir gratulieren allen Gewinnerinnen!