Max-Weber-Kolleg Philosophische Fakultät SPF Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung. SPF Wissen. Räume. Medien.

B01: Streit um Eigentumsordnungen und Wohnraum: (Un)doing kommodifiziertes Eigentum an urbanem Land in Indien und Deutschland

Teilprojekt B01 im SFB TRR294 "Strukturwandel des Eigentums". Ausgangspunkt des Projekts ist die Erkenntnis, dass Eigentum für die Konstitution und Reproduktion von Ding-, Sozial- und Selbstverhältnissen eine Schlüsselposition einnimmt. (Förderphase 1)

Laufzeit
01/2025 - 12/2028

Finanzierung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektleitung

Prof. Dr. Martin Fuchs
Teilprojekteiter SFB 294 "Strukturwandel des Eigentums", Teilprojekt B01 "Contestation over Property Regimes and Housing: (Un)doing Commodified Urban Land Ownership in India and Germany" (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)

Hauptprojekt

Verwandte Projekte

A01: Zwiespältiges Eigentum: Von der Spätantike zum Mittelalter Dr. Sofia Bianchi Mancini,
Prof. Dr. Jörg Rüpke,
Prof. Dr. Markus Hermann Vinzent
C06 Eigentum als Form der Weltbeziehung Prof. Dr. Hartmut Rosa,
Dr. Jörg Oberthür
C01 Hybride Eigentumsordnung Prof. Dr. Carsten Caspary
B01 Urbane Eigentumsordnungen Prof. Dr. Martin Fuchs,
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A03 Besitz und Gewohnheit Prof. Dr. Bernhard Lothar Kleeberg,
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A01 Göttliches Eigentum Prof. Dr. Jörg Rüpke,
Prof. Dr. Markus Hermann Vinzent

Das Projekt führt eine vergleichende Untersuchung der Auseinandersetzung um städtische Land- und Wohnungseigentumsordnungen in zwei Kontexten des "Globalen Nordens" und des "Globalen Südens" durch. Es beleuchtet, wie verschiedene soziale Gruppen um städtischen Grundbesitz in Indien und Deutschland streiten, vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Ungleichheiten, räumlicher Polarisierung, des Mangels an erschwinglichem Wohnraum und Zugang zu Infrastruktur sowie ökologischer Zerstörung. Wir stützen unsere Analyse auf ein kritisches juristisches, soziologisches und anthropologisches Verständnis von Eigentum, wobei wir Eigentum nicht als rechtlich festgelegte Kategorie betrachten, sondern eingebettet in Machtbeziehungen und realisiert durch Alltagspraktiken.

Hintergrund: Forschungsprogramm des SFB

Der SFB untersucht die Institution des Eigentums mit Blick auf ihre Wandlungsfähigkeit, den gegenwärtig sich vollziehenden Wandel und seine Folgewirkungen. Die Ausgangsbeobachtung, dass namentlich das Privateigentum einerseits global an Bedeutung gewonnen hat, andererseits aber vielfältig herausgefordert ist, wurde in der ersten Förderphase in Untersuchungen zur Geschichte heutiger Eigentumsordnungen, zu aktuellen Konflikten und alternativen Ordnungsoptionen empirisch und konzeptuell erhärtet und konkretisiert. In der zweiten Förderphase sollen die identifizierten Veränderungsprozesse systematisch vergleichend erforscht werden. Vergleichsgesichtspunkte sind die extensionale Verbreitung etablierter Eigentumsmuster, die intensionale Bestimmung von Eigentum, die zeitliche Dauer von Wandlungsprozessen und die Temporalität von Eigentum selbst sowie die räumliche Verteilung und Veränderung von Eigentumsgütern und -ordnungen. Auch die Projektbereiche sind nun auf vergleichende Analysen hin orientiert. Wir wollen erstens problematische Eigentumsobjekte erforschen, zweitens Spannungen zwischen Eigentumssubjekten untersuchen und drittens beleuchten, wie Eigentumsordnungen mit anderen gesellschaftlichen Ordnungsprinzipien koordiniert sind oder in Konflikt geraten. Unsere Forschungsannahmen führen die Hypothesen des Einrichtungsantrags in differenzierter und präzisierter Form fort. Wir gehen davon aus, dass die globale Expansion des Eigentums teilweise seine Diversifizierung erfordert, teilweise Abwehr auslöst; teilweise wird Eigentum zudem anderen Zielen untergeordnet, und Eigentumsordnungen bleiben global heterogen. Darüber hinaus prägen konkrete Zwischenergebnisse zu wissenschaftlicher wie praktischer ‚Eigentumsvergessenheit‘, zur partiellen Entkopplung von Eigentumstiteln und Besitzpraktiken, zu neuer staatlicher Eigentumsregulierung, zur Verkettung heterogener Eigentumsgüter und Verfügungsrechte sowie zu einer teils ordnungsstützenden, teils konfrontativen Rolle alternativer Eigentumsformen das Programm für die zweite Förderphase. In neu eingerichteten Theorie- und Themenforen verbinden wir diese Stränge mit Debatten um Staatlichkeit im Wandel, öffentliche Infrastrukturen, Kommodifizierung und Assetisierung, die sozialökologische Krise und die Persistenz nicht-westlicher Ordnungen. Durch diese Schwerpunktsetzungen kann der SFB zugleich die veränderten (informations-)technologischen, ökologischen und weltpolitischen Rahmenbedingungen erfassen, die Eigentum unter Veränderungsdruck setzen. Um die Vielfalt dieser Themen empirisch vergleichend zu erforschen, konzeptuell zu integrieren und sozialtheoretisch zu deuten, ist weiterhin die Zusammenarbeit verschiedener geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer unerlässlich. Die verbindende Grundfrage bleibt, ob sich eine veränderte Grundstruktur der geregelten Verfügung über Güter formiert.